Rassegeflügel-Züchter-Verein

Chronik

Reisen sie mit uns durch die wechselhafte Geschichte des Vereins.
Hier haben sie einen Schnellzugriff auf die jeweiligen Jahrzehnte:
1910er | 1920er | 1930er | 1940er | 1950er | 1960er | 1970er | 1980er | 1990er | 2000er
 

Grußwort des Vorsitzenden

Liebe Zuchtfreundinnen und Zuchtfreunde,
liebe Interessenten der Geflügelzucht,
der RGZV Ebersbach u. Umgebung durfte im Jahr 2010 sein 100 jähriges Jubiläum feiern. Dieser große runde Geburtstag war Anlass diese Chronik zu erstellen, die den Leser durch die nun mehr 100 jährige Vereinsgeschichte führt. Es soll an jene Männer erinnert werden, die unseren Verein am 4. April 1910 gegründeten und damit der Geflügelzucht in Ebersbach eine Heimat gaben. Durch schwere und schwerste Zeiten führten die jeweiligen Vorsitzenden den Verein in ein neues Jahrtausend und damit in eine andere Zeit. Höhepunkte und besondere Ereignisse sollen ebenso bedacht werden, wie jene Züchter, die mit ihren Tieren vor allem in den letzten Jahren auf den großen Ausstellungen sehr erfolgreich waren. Geflügelzucht in der heutigen Zeit hat immer etwas mit Traditionspflege zu tun. War zu Zeiten der Vereinsgründung auf jedem Hof Geflügel zu finden, so ist das heute gänzlich anders. Mit unserem Hobby tragen wir ganz entscheidend dazu bei, den dörflichen Charakter unserer landwirtschaftlich geprägten Region zu erhalten. Ein weiterer Punkt ist die Erhaltung alter, oft seltener Rassen, die ein Stück lebendes Kulturgut darstellen. Wir Sachsen sollten da vor allem an unsere Heimatrassen denken, allen voran die Sächsischen Farbentauben, die ganz dringend junge und neue Züchter suchen. Ich wünsche unseren Mitgliedern und unseren Gästen ein erfolgreiches Jubiläumsjahr und darüber hinaus Gesundheit und Alles Gute im privaten wie im züchterischen Leben.
Gut Zucht
Lutz Groszmann
 

Die Jahre 1910 – 1919

Auch vor 100 Jahren war es bei einer Vereinsgründung üblich, die Statuten zu erarbeiten und genehmigen zu lassen welches durch die damalige Amtshauptmannschaft in Großenhain geschah. Das Interesse am Verein bestand nicht allein an der Haltung und Züchtung einer bestimmten Hühnerrasse (von Tauben wurde Anfangs noch nicht gesprochen). Vielmehr ging es um die Umgestaltung der Höfe und die zweckmäßige Haltung des Hühnerbestandes. So wurde als erstes die Verlegung des Hühnerstalles aus dem Rinder – und Schweinestall angestrebt. Nicht nur um die Haltung der Hühner besonders zu fördern, sondern aus gesundheitlichen Aspekten, war doch die Tuberkulose noch weit verbreitet. Aber auch fachlich wollte man sich weiterbilden. So bestellte der Verein noch 1910 die Fachzeitschrift „Norddeutscher Geflügelhof“. Ebenfalls im Gründungsjahr wurde über die Anschaffung einer Brutmaschine gesprochen, um die Aufzucht von Jungtieren größerer Anzahl in Kükenheimen zu ermöglichen da durch Raubzeug, Krähen und Katzen große Verluste entstanden. Am 5.10. 1910 wurde der erste Vorsitzende wegen Meinungsverschiedenheiten und Verletzung der Statuten vom Verein ausgeschlossen. W. Reeth war Futtermittelhändler. Neuer Vorsitzender wurde Wilhelm Walther, Mittelebersbach. 1911 wurde das Fachbuch „Das Großgeflügel in Wort und Bild“ vom Verein angeschafft. Zum ersten Mal wurden die in unserem Vereinslogo auftauchenden schwarzen Minorka erwähnt – gezüchtet vom Vorsitzenden Wilhelm Walther. Durch das Vereinsmitglied Berthold, den damaligen Ortspfarrer, wurden wiederholt qualifizierte Vorträge in den monatlichen Versammlungen gehalten. Es wird angestrebt, dass jedes Mitglied ein Fachblatt abonniert. Der Verein kauft Kükenfutter und bietet es seinen Mitgliedern zum Weiterverkauf an. Durch Pfarrer Berthold wurde 1912 die Gründung einer Eierproduktions- und Absatzgenossenschaft proklamiert um den damaligen schlechten Absatz zu verbessern und auch den Preis um 0,5 bis 1 Pfennig je Ei zu steigern. Dazu bekam jedes Mitglied einen Stempel mit den Insignien der Genossenschaft und dem jeweiligen Datum um der Stadt möglichst Frischeier zuzuführen. Ernst Grütze, der Butterhändler, welcher die Butter jede Woche nach Dresden zum Markt fuhr, nahm nun auch die Frischeier mit. Bei dem Verkauf von Eiern mussten Qualitätskriterien eingehalten werden, bei Lieferung minderwertiger Eier wurden Geldstrafen erhoben. Auch bestand eine strenge Anweisung, den Stempel nicht an dem Verein fremde Personen auszuleihen. 1913 werden durch Zeitungsannoncen neue Absatzgebiete für die produzierten Eier gesucht. Allerdings wurde der Eierverkauf durch den Verein 1913 wieder eingestellt, da sich ab diesem Zeitpunkt eine Obstverwertungsstelle in Ebersbach damit befasste. Jetzt rückte die Geflügelzucht mehr in den Mittelpunkt der Vereinsarbeit. Der Verein umfasste mittlerweile 28 Mitglieder und wurde im Landesverband sächsischer Geflügelzüchter aufgenommen. Nachdem sich bereits 1910 einige Mitglieder bei Rassegeflügelausstellungen in Radeburg und Großenhain beteiligt hatten, wurde 1913 die erste Ausstellung des Ebersbacher Vereins durchgeführt. Der Ort der Ausstellung war im Hotel „Hirsch“ in Radeburg. Folgendes ist von dieser Ausstellung überliefert: Schreiber Verlosung: Wachtel, Robert; Trentzsch, Albin; Herrmann,Curt; Lohse, Richard Ausrufer Verlosung: Schulze, Gustaf; Herrmann, Bruno Kontrolleur Verlosung: Trentzsch, Arthur; Herrmann, Ernst Aufsichtsbehörde: Gemeindevorstand Tillig, Carl Ausstellungsbüro: Herrmann, Curt; Lohse, Richard; Trentzsch, Albin Kasse: Schulze, Ernst; Trentzsch, Bruno; Wachtel, Herrmann; Herrmann, Ernst Die Preisrichter kamen aus Dresden und Siebenlehn. Im Kassenbericht der Ausstellung wird ein Gewinn von 53,19 Mark ausgewiesen. Weitere Ausstellungen wurden in diesem Jahr in Großenhain, Priestewitz und Kötschenbroda besucht. 1914 ist zu lesen, daß die Mitglieder zur Buchführung über Eierertrag und Kükenaufzucht aufgefordert werden, das Pfund Kükenfutter kostet 21 Pfennige sowie ein Vortrag von Lehrer Böhme aus Folbern über Brut und Aufzucht der Küken findet großen Beifall. Bei unentschuldigtem Fernbleiben der Generalversammlung ist eine Geldstrafe von 25 Pfennige fällig. Zu Beginn des 1. Weltkrieges hat der noch junge Verein 32 Mitglieder aus Ober – Mittel – Ebersbach, Niederebersbach, Freitelsdorf und Reinersdorf. Bedingt durch den Kriegsausbruch erlahmte jedoch das Vereinsleben für mehrere Jahre.
 

Die Jahre 1920 – 1929

Auf der Jahreshauptversammlung 1920 wurde die Rassegeflügelzucht erwähnt. Es erfolgte eine Verlosung von Bruteiern der Rassen gestreifte Plymouth, rosenkämmige Minorka in schwarz, Wyandotten silber und gold, Italiener rebhuhnfarbig und Sussex hell. Gewinner der Verlosung waren Paul Zillmann, Max Tillig, Bruno Trentzsch, Max Vetter, Ernst Herrmann und Ernst Grütze. Jeder Gewinner musste im darauffolgendem Jahr ein Dutzend Bruteier an den Verein abgeben. Einem Gesuch des Militärvereins Oberebersbach, einen Beitrag zur Errichtung des Kriegerdenkmals zu leisten, wurde stattgegeben. Aus der Vereinskasse wurden 50 Mark überwiesen. 1921 wurde der Mitgliedsbeitrag von 3 Mark auf 6 Mark pro Jahr erhöht. Bei unentschuldigtem Fernbleiben der Versammlungen ist eine Strafe von 1 Mark zu entrichten. Eine gemeinsame Ausstellung der Geflügelzüchtervereine Radeburg und Ebersbach und Umgebung fand am 17. und 18.12.1921 im Saal des Hotels zum Hirsch in Radeburg statt. 1922 fand eine gemeinsame Fahrt zur „ Nationalen“ nach Dresden statt. Dies war praktisch die erste Vereinsfahrt des Geflügelzüchtervereins Ebersbach und Umgebung. 1924 wurde der Kassenbestandes von ca 200 Mark infolge der Inflation entwertet. Von diesem Jahr bis 1928 wurden jährlich Geflügelausstellungen des Ebersbacher Vereins in Radeburg durchgeführt. Dafür wurden auch erste eigene Ausstellungskäfige angeschafft. 1929 wurde die erste Geflügelausstellung in Ebersbach auf dem Saal des Gasthof Ziegenhals, gepachtet von Eulzer, (jetzt Freund) durchgeführt. Ebersbacher Züchter waren in den 20-er Jahren aber auch auf anderen Ausstellungen vertreten und schnitten erfolgreich ab. So erzielte Curt Herrmann 1922 in Kötschenbroda Gasthof Goldener Anker einen Siegerpreis auf 1,0 Indische Laufenten, weiß. Robert Wachtel konnte 1924 im Coswiger Gasthof zur Börse einen Siegerpreis (½ Dutzend silberner Löffel) auf 1,0 Plymouths gestreift erringen. Aber auch das kulturelle Vereinsleben kam langsam in Schwung. So wurde 1929 eine gemeinsame Autofahrt unternommen. Auch von einem gemeinsamen Schweinschlachten wird berichtet, bei welchem „das übriggebliebene bei der nächsten Versammlung mit besten Humor und Appetit verzehrt wurde“.
 

Die Jahre 1930 – 1939

Bis zum 2. Weltkrieg wurden in unregelmäßigen Abständen Geflügelausstellungen im Gasthof Eulzer durchgeführt. Am 30.3.1930 fand eine Bruteierausstellung mit Tombola statt. 1931 konnte keine Geflügelausstellung stattfinden, darum wird eine Fahrt zur „Nationalen“ nach Leipzig durchgeführt. 1935 zählt der Verein nach einer zwischenzeitlichen Blütezeit in den 20-er Jahren nur noch 19 Mitglieder. Es werden zwar regelmäßig Versammlungen abgehalten, aber das Vereinsleben kommt nach und nach zum erliegen. Ab 1938 werden die Versammlungen abwechselnd im Gasthof Eulzer – Ober-Mittel-Ebersbach und im Gasthof Zillmann (später Koch, jetzt Melchior) – Niederebersbach abgehalten. Während einer dieser Versammlungen 1938 legt der Vorsitzende Curt Herrmann sein Amt aus offensichtlich politischem Druck der Nazis nieder.
 

Die Jahre 1940 – 1949

Der 2. Weltkrieg mit all seinen schrecklichen Auswirkungen geht auch nicht spurlos am Geflügelzüchterverein Ebersbach und Umgebung vorbei. 1940 sind in den Versammlungen nur noch 10 – 11 Zuchtfreunde zugegen. 1942 konnte noch einmal eine Geflügelausstellung in Ebersbach durchgeführt werden. In einem damaligen Versammlungsprotokoll wird aufgeführt, das Getreide knapp wird und für das Geflügel mehr Grünfutter (Markstammkohl) verfüttert werden soll. Ab 1943 sind in Sachsen Geflügelausstellungen untersagt, es soll in Ebersbach aber eine Hofbewertung durchgeführt werden. Die letzte Versammlung während des Krieges fand am 26.12.1944 statt. Erst 1 Jahr nach Kriegsende fanden sich Vereinsmitglieder auf drängen von Kurt und Ewald Herrmann wieder zusammen und es werden Versammlungen abgehalten. Die Mitgliederzahl belief sich auf 18. Im Februar 1947 wurde eine Ausstellung durchgeführt. Auch von einem Filmabend über Vögel in der Natur, abgehalten in Radeburg, ist im Protokollbuch zu lesen.
 

Die Jahre 1950 – 1959

Erstmals in der Vereinsgeschichte wird 1950 eine Jugendgruppe erwähnt. Sie stand unter der Leitung von Paul Schober. Um die Jugendarbeit anzukurbeln, erhielten interessierte Jugendliche einen Satz Bruteier vom Verein. Auch in den folgenden Jahren wurde über Jugendliche und deren Unterstützung mehrmals berichtet. Jugendliche Aussteller der Schauen 1950 und 1951 waren: Gerhard Bennewitz, Hartmut Kuhne, Ernst Schober, Heinz Schulze, Johannes Schulze, Karl Tillig, Christian Trentzsch, Ernst Trentzsch, Konrad Trentzsch, Manfred Wachtel, Helmut Grütze, Manfred Haase und Reinhard Müller. Auch Ausstellungen werden jetzt nach Möglichkeit wieder jährlich durchgeführt. Für die Ausstellung 1951 werden 300 Kataloge mit jeweils 16 Seiten hergestellt. Fehlende Käfige werden aus Weinböhla geholt. Im selben Jahr fand auch wieder eine Futtermittelausgabe statt. 1953 wurde der Geflügelverein Ebersbach und Umgebung per Gesetz an den Verband für Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter (VKSK) angeschlossen und als Sparte Ebersbach geführt. Somit ist der Verein praktisch dem Staatsapparat unterworfen und muß sich aktiv an der Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln wie Eier, Weißfleisch und später auch Schweinefleisch, Rindfleisch, Obst und Gemüse beteiligen. Aber auch Vorteile ergaben sich aus der Mitgliedschaft im VKSK. So existiert in der damaligen Mangelwirtschaft eine Schreiben des VKSK aus dem Jahr 1955 wo mitgeteilt wird, dass Dachpappe geliefert werden kann und auch Holzreste zum Bau und der Reparatur von Bienenwagen und Geflügelställen bezogen werden kann. Von 1957 bis 1970 wird regelmäßig zu Beginn einer jeden Versammlung ein politisches Kurzreferat gehalten. Aber unter den veränderten politischen Rahmenbedingungen kam unser Hobby, die Rassegeflügelzucht, auch nicht zu kurz. In den oben angeführten Versammlungen wurden natürlich in der Hauptsache Fachfragen der Rassegeflügelzucht besprochen sowie die nun jährlich durchgeführten Geflügelausstellungen organisiert. Auch die ersten Vereinsfahrten nach dem Krieg wurden durchgeführt, so 1958 auf den Oybin und 1959 nach Görlitz.
 

Die Jahre 1960 – 1969

Ab 1960 gab es nun in regelmäßigen Abständen Futtermittelzuweisungen durch den VKSK. Das Futter konnte durch den Verein auf der „ Bäuerlichen Handelsgenossenschaft“ ( BHG ) abgeholt und anschließend an die Vereinsmitglieder verteilt werden. Um die Rassegeflügelzucht besonders zu unterstützen bekam ab 1968 nur derjenige Futter zugeteilt, welcher seine Tiere auch auf Ausstellungen den Preisrichtern vorstellte.
 

Die Jahre 1970 – 1979

In den 70-er Jahren nahm in der Sparte Geflügelzüchter Ebersbach die Bedeutung der Rassegeflügelzucht einen zunehmend größeren Stellenwert ein. In den Versammlungen wurden des öfteren Fachvorträge abgehalten so mehrmals durch Zfrd Paul Schober oder 1977 ein Lichtbildervortrag über Hühner-, Tauben- und Gänserassen welche von den Zuchtfreunden Willi Eichler und Helmut Schröter erklärt wurden. Auch Tierbesprechungen mit Preisrichtern zur weiteren Schulung unserer Zuchtfreunde fanden eine gute Resonanz. Schöne Vergnügen und Vereinsfahrten sind in guter Erinnerung geblieben. Die jährlichen Ausstellungen waren nicht nur besondere Höhepunkte der Geflügelzüchter sondern für das gesamte Dorf eine Bereicherung. Aufgrund der hohen Tierzahlen bei den Ausstellungen (Spitze war 1978 mit 854 Tieren) wurden Käfige angekauft und Volieren in Eigenleistung hergestellt. Der Verein erreichte 1979 einen Mitgliederbestand von 73 Erwachsenen davon 14 Jugendlichen. Durch Zfrd Gärtner, Horst wurden die Jugendlichen betreut. In Versammlungen der Jugendgruppe erklärte er den Jungzüchtern das 1 x 1 der Haltung und Zucht des Geflügels. Aber auch Ausflüge wurden unternommen, wie z.B. der Besuch der Junggeflügelausstellung in Wiesa bei Kamenz. Ein besonderer Höhepunkt war für die Jugendlichen 1979 das Kreisjugendforum, welches bei Freunds durchgeführt wurde. 45 Züchter unter 18 Jahren aus dem Kreis Großenhain nahmen an dem Treffen teil bei dem es eine Tierbesprechung gab, ein Vortrag über Futtertechnik gehalten wurde und ein abschließender Erfahrungsaustausch stattfand. Jugendliche Züchter Ende der siebziger Jahre waren unter anderem Peter Oppor, Mathias Wachtel, Jörg Krille, Thomas Trentzsch, Roland Drobisch, Steffen Bennewitz, Mathias und Steffen Ruhland, Thomas Tillig, Steffen Enger, Lutz und Ingo Groszmann, Roland Witschel, Steffen Schober, Gerd Gojowski, Silke Roch, Steffen Matzptreitschk, und Andreas Mohn. Große Sorgen bereitete allerdings der Ort der Ausstellung ab 1976. Da auf dem Saal des Gasthofes Freund neues Parkett verlegt wurde, konnten wir unsere Ausstellung nicht mehr dort durchführen. Nun war guter Rat teuer. Es ergab sich die Möglichkeit einen alten Lagerschuppen in Dresden Klotsche zu bekommen. In vielen Arbeitsstunden der Mitglieder wurde der Holzschuppen abgebaut und nach Ebersbach gebracht. Zum Wiederaufbau kam es allerdings nicht, da es in Ebersbach an einem geeigneten Ort dafür fehlte. Die Bretter von diesem Abriss wurden später an die Mitglieder des Vereins verkauft und füllten die Vereinskasse. Die Rettung kam in Form der Technikhalle der LPG – Tierproduktion „Hammer und Sichel“ Ebersbach auf dem damaligen Grundstück Hauptstraße 30, jetzt Produktionshalle der Fa. Behla. Die Halle wurde saubergemacht, die Tore abgedichtet und neue Fenster durch unseren Verein eingesetzt. Im Dezember 1976 wurde dort die erste Geflügelausstellung durchgeführt. Was anfänglich wie eine Notlösung aussah (vor allen Dingen die Gastronomie im ehemaligen Hühnerstall der LPG), wurde bald zu einer ganz ordentlichen Alternative zu unserem bisherigem Ausstellungsdomizil bei Freunds. Erfreulich war, dass uns später die LPG auch ihre neu errichtete Kantine zur Versorgung der Ausstellungsbesucher zur Verfügung stellte. Besonderen Dank sei an dieser Stelle den damals verantwortlichen Leitern der LPG Hartmut Grütze und Horst Reuße gesagt, welche uns trotz einiger Bedenken die LPG–Räume kostenlos zur Verfügung stellten.
 

Die Jahre 1980 – 1989

Zum 70 – jährigen Bestehen im Jahr 1980 hatte der Verein wohl zahlenmäßig den Höchststand erreicht. Er umfasste nun 76 Mitglieder, davon 12 Jugendliche. Am 29.11. desselben Jahres wurde das 70 – jährige Jubiläum des Vereins mit einem Schlachtfest auf dem geschmückten Saal bei Freunds würdig und stimmungsvoll zugleich begangen. Die mit großen Tierzahlen regelmäßig durchgeführten Ausstellungen und der Verkauf von Hahnbrillen spülte nun auch vermehrt etwas Geld in die Vereinskasse. So konnten wiederholt Ausstellungskäfige angekauft werden. Die Käfigböden wurden jeweils in Eigenleistung angefertigt. Aber auch die Geselligkeit kam nicht zu kurz. So wurden fast jährlich Vergnügen durchgeführt, meistens im 1975 errichteten Mehrzweckgebäude (jetzt Gemeindeverwaltung). Nach gutem Essen und ausreichend Trinken wurde das Tanzbein geschwungen, gesungen und gelacht. Auch in den 80-er Jahren mußte die Sparte Geflügelzucht Wettbewerbsverpflichtungen nach Großenhain zum Kreisverband des VKSK melden. So verpflichtete sie sich 1982 95.000 Eier, 6,0 t Obst und Gemüse, 0,68 t Weißfleisch Kaninchen und 0,58 t Weißfleisch Hühner und Gänse an die VEAB zu verkaufen. 1984 konnte im Bezirkswettbewerb des VKSK des Bezirkes Dresden ein 2. Platz erreicht werden.
 

Die Jahre 1990 – 1999

Nachdem sich infolge der politischen Wende 1989 in unserem Land vieles veränderte, gab es auch bei den Rassegeflügelzüchtern einen Umbruch. Zuerst musste ein Verein eingetragen werden. Eine neue Satzung wurde erarbeitet und dem Finanzamt vorgelegt . 1991 erfolgte bei dem Registergericht die Eintragung unter dem Namen „Rassegeflügelzüchterverein Ebersbach und Umgebung e.V.“. Der Mitgliederbestand sank drastisch. Nun zeigte sich welcher Züchter ein echtes Interesse an der Rassegeflügelzucht hatte oder nur wegen des Futtermittelbezuges Mitglied im Verein war. Auch mussten passionierte Züchter wegen den gestiegenen Arbeitsanforderungen ihr Hobby in den Hintergrund schieben. Ab 1991 konnten wir die jährlichen Ausstellungen wieder auf dem Saal des Gasthofes Freund durchführen. Um das Parkett zu schonen wird der Saalfußboden mit Folie ausgelegt. Alle Vereinsmitglieder waren froh, wieder an den traditionellen Ausstellungsort des Vereins zurück kehren zu können. Schließlich waren ja die Ausstellungskäfige und Volieren noch bei Freunds eingelagert und aufwendige Käfigtransporte entfielen. Nach einigen Jahren der Konsolidierung kam ab 1996 wieder mehr Schwung in den Verein. So wurde 1996 ein Heimatabend zum Thema „Rund ums Geflügel“ gestaltet. Ebenfalls 1996 wurde zum ersten Mal ein Hähnewettkrähen durchgeführt. Dies wurde dann jedes Jahr Pfingstmontag durchgeführt. Zuerst an der Gemeindeverwaltung, später im Hof der goldenen Sonne und zwischendurch auch einmal an der Bockwindmühle. Auch Käfige wurden wieder zugekauft. Dies geschah 1997. Seit 1998 wird zum jährlich stattfindenten Reit- und Springturnier an der Paulsmühle in Kalkreuth eine Werbeschau durchgeführt. Auch Zuchttierbesprechungen im Käfiglager und Fachvorträge bei Versammlungen (Tierarzt) gehören wieder zum Programm. Um den steigenden Kostendruck bei den Ausstellungen entgegen zu wirken rückt zunehmend die Gewinnung von Sponsoren in den Vordergrund. Auf diese Weise werden aber nicht nur unsere Ausstellungen finanziell abgesichert sondern es entsteht auch ein breiteres Verständnis in der Öffentlichkeit unserem Hobby gegenüber. Gibt es doch schon erste Dörfer wo bei Sonnenaufgang kein Hahn mehr krähen darf.
 

Die Jahre 2000 – 2010

Die Jahre nach der Jahrtausendwende zeugen von einer kontinuierlichen Vereinsarbeit auf vielen Gebieten. In den regelmäßig durchgeführten Ausstellungen konnten sich ungebrochen viele Besucher von dem wachsenden Leistungsstand unserer Rassegeflügelzucht überzeugen. Auch die Ausstellungen selbst wurden etwas den veränderten Anforderungen an die Freizeitgestaltung der Bürger angepasst. Um möglichst vielen Besuchern unser Hobby, die Rassegeflügelzucht, nahe zu bringen, wurde die Werbung für die Geflügelschauen intensiviert. Auch wurden die Ausstellungen selbst origineller gestaltet. Nicht nur schöne Tiere sondern auch liebevoll eingerichtete Volieren, attraktive Pokale, eine geschmackvoll ausgestaltete Tombola und ab 2007 die regelmäßige Werbeschau des Radeburger Kaninchenzüchtervereins ließ die Ausstellung zu einer festen Größe im kulturellen Leben von Ebersbach und Umgebung werden. Das ebenfalls zur Tradition gewordene Schlachtfest des Gasthofes Freund anlässlich der Ausstellung rundet diese positive Entwicklung ab. Aber auch auf anderen Schauen trugen Züchter aus unserem Verein zum Gelingen bei. So stellten 2002 14 Vereinsmitglieder mit über 100 Tieren auf der Lipsia in Leipzig aus und konnten dabei 5 x ein hv erzielen. Wichtig für den Verein war die Instandsetzung des Käfiglagers bei Freunds. Der Zahn der Zeit nagte an dem Gebäude, das Dach war undicht, der Putz fiel von den Wänden, Fenster und Tore waren marode. Um den mittlerweile wertvollen Käfigbestand, welcher das Kapital des Vereins darstellt, vor den Umwelteinflüssen besser schützen zu können, war eine größere Investition unumgänglich. So einigte sich 2003 der Verein als Pächter mit dem Besitzer der Lagerhalle, der Fam. Freund, auf eine langfristige mietfreie Nutzung bei entsprechender Investition seitens des Vereins. Daraufhin gingen viele Vereinsmitglieder in ihrer Freizeit an die Arbeit. Es wurden Sparren ausgewechselt, das Dach neu gedeckt, eine Zwischendecke eingezogen, Innen- und Außenputz erneuert und gestrichen, eine neue Tür sowie Fenster eingesetzt, das Tor am Giebel zugemauert und unser Vereinslogo angebracht. Das Ergebnis der vielen Mühe war ein Schmuckstück welches jetzt nicht nur als Lager diente, sondern bei den Ausstellungen die Unterbringung des Wassergeflügels ermöglichte. Ein besonderer Höhepunkt in der Geschichte des Vereins war die Anschaffung einer Fahne im Jahre 2005. Bereits 2003 durch Zfrd Dr. Günther Drobisch aus Ermendorf initiiert, wurde durch Spenden, an denen sich alle Vereinsmitglieder beteiligten, für die Fahne gesammelt und als das Geld zusammen war am 1.10.2005 die Vereinsfahne geweiht. Seitdem begleitet die Fahne den Verein bei unseren Ausstellungen, aber auch Landesverbandstagungen sowie kulturellen Höhepunkten. Große Sorgen bereitete vor allem den Züchtern 2005 das Auftreten der Vogelgrippe. Für Hühner und Wassergeflügel wurde von den Amtstierärzten eine Stallpflicht angeordnet. Da sich kein Tierbesitzer im Vorfeld auf so eine Situation einstellen konnte, stießen viele Geflügelhalter schnell an räumliche Grenzen. Diese Situation wirkte sich negativ auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der nun eingesperrten Tiere aus. Infolge dessen reduzierte mancher Züchter seinen Geflügelbestand oder gab die Zucht ganz auf. Dieser H5N1 – Virus hat auch bis zum heutigen Tag Auswirkungen, führt er doch immer wieder während der Geflügelausstellungen zu Einschränkungen, welche durch die Veterinärämter erlassen werden. 2006 bat der amtierende Vereinsvorsitzende Helmut Grütze nach 38 Jahren um seinen Rücktritt von dieser Funktion. Zfrd. Grütze wurde mit stehenden Applaus von seiner Funktion entbunden und einstimmig zum Ehrenvorsitzenden des Rassegeflügelzüchtervereins Ebersbach und Umgebung ernannt, hatte er doch maßgeblich an der Entwicklung des Vereins mitgewirkt. Sorgen machen dem Verein jetzt allerdings die geringe Zahl an jugendlichen Mitgliedern. Ein übergroßes Freizeitangebot und geburtenschwache Jahrgänge lassen nur wenige Kinder und Jugendliche dieses schöne Hobby – die Rassegeflügelzucht entdecken. Der Vorstand ist sich dieser Situation bewusst und will verstärkte Anstrengungen unternehmen um wieder Nachwuchs an den Verein heranzuführen. Dies ist sicher eine der Voraussetzungen um den Verein auch in seinem 2. Jahrhundert entsprechend des Gelöbnisses des 1. Vorsitzenden Herrn Reeth 1910 zu „einem ihm gebührenden Ruf“ zu verhelfen.